Als „der Skifahrer von Todtmoos“ noch für die Nullachter auf Torejagd ging

Maximilian Stockkamp (35) wechselte 2009 vom SV Todtmoos (Kreisliga B) zum SV 08 Laufenburg. Die Nullachter waren nach der vergangenen Saison aus der Landesliga abgestiegen und mussten erstmals seit 38 Jahren mit der Bezirksliga vorlieb nehmen. Mit dem talentierten Neuzugang und dem neu verpflichteten Coach Erkan Aktas peilte man ab Sommer 2009 die möglichst baldige Rückkehr in die Landesliga an. Doch bis es endlich soweit war mussten sich Team und Fans etwas länger gedulden als angenommen.

Nach vier Bezirksliga-Spielzeiten war das Ziel aber erreicht. Die Nullachter waren wieder im überregionalen Fußball vertreten. Maximilian Stockkamp hatte mit 17 erzielten Saisontoren großen Anteil an der errungen Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg. 

JR: Hallo Max, beim Aufräumen des SV 08 Archivs bin ich auf ein Foto aus dem Jahr 2012 gestoßen, das damals Matthias Scheibengruber aufgenommen hatte. Erinnerst du dich an die Szene?

Foto: Matthias Scheibengruber

MS: Ja klar erinnere mich an diese Szene. Das war ein Heimspiel gegen den FC Erzingen, das wir mit 4:0 gewinnen konnten, wobei ich alle vier Tore geschossen habe. Auch für mich als Stürmer war das etwas Besonderes und der Auftakt einer erfolgreichen Rückrunde, gefolgt vom souveränen Aufstieg in die Landesliga nach der Saison 2012/2013.

JR: Schön, dass du dich erinnerst. Nun aber erst mal was ganz anderes. Wie geht’s dir und wie verlief dein beruflich/privater Weg, nachdem du beim SV 08 ausgestiegen bist?
MS: Danke der Nachfrage. Ich bin gerade auf Heimatbesuch als du mich erreichst hast, um ein paar Tage mit meiner Familie zu verbringen. Da kann es mir nur gut gehen. Aber auch so bin ich sehr zufrieden in privater und beruflicher Hinsicht.

Der Abschied vom SV 08 fiel mir damals extrem schwer, da es meine schönste Zeit im Fußball gewesen ist. Aber aufgrund der hohen und intensiven Reisetätigkeiten im Job einfach nicht mehr möglich war. Ich wechselte daraufhin noch zum FC Wallbach und seit 2020 lebe ich in Kalifornien, wo ich in einer Hobby-Liga auch weiterhin Fußball spiele.

JR: Was genau machst du denn beruflich? Und ist dein derzeitiger Wohnsitz in Kalifornien befristet oder auf längere Zeit angelegt?
MS: Ich leite die Business Development und Produktmanagement Abteilung für die nordamerikanische Tochtergesellschaft eines Unternehmens aus der Region. Mein Arbeitsvertrag ist befristet, ich plane jedoch noch nicht zurückzukehren, auch wenn ich meine Heimat schon sehr vermisse.

JR: Zurück zum SV 08. Bevor du 2009 nach Laufenburg gewechselt bist spieltest du beim SV Todtmoos. Wie kam damals der Wechsel zum SV 08 zustande?
MS: Das geschah nach einem Auswärtsspiel in Laufenburg gegen die Zweite Mannschaft des SV08, die uns damals mit 7:1 abfertigte. Scheinbar habe ich doch irgendeinen einen Eindruck hinterlassen, denn Thomas Rudigier rief mich daraufhin an und fragte, ob ich mir einen Wechsel vorstellen könne. Ich musste nicht zweimal überlegen…

JR: Deine erste Saison war die erste Bezirksliga-Saison der Nullachter nach dem Abstieg aus der Landesliga. Erkan Aktas wurde als neuer Trainer verpflichtet. Im ersten Bezirksliga-Jahr lief es gar nicht gut. Nach der Vorrunde deutet gar alles auf einen Abstieg in die Kreisliga A hin. Dank einer unglaublichen Rückrunde mit kaum noch einem verlorenen Spiel hattet ihr euch aller Sorgen entledigt. Dennoch dauerte es vier Jahre bis zur Rückkehr in die Landesliga. Worin siehst du den Grund, weshalb es so lange dauerte, bis sich der Erfolg endlich einstellte?
MS: Ich würde nicht behaupten, dass wir vor dem Aufstieg nicht erfolgreich waren. Uns hat schlichtweg die Konstanz gefehlt, um die oftmals bereits dominantere Spielanlage in Siege zu wandeln. Im Laufe der Zeit konnten wir uns personell und im Spiel weiterhin gezielt verstärken. Spieler wie Felix, Buki, Giova und die beiden Sandros waren schon früher wichtige Säulen der Mannschaft, ein Nobby, der sich damals wie heute mit so viel Herzblut um das Wohl der Spieler kümmert, dazu ein harmonisches, akribisches Trainerteam mit viel Know-How angeführt von Erkan und die klasse Strukturen und Support der Vorstände sowie allen Mitwirkenden des Vereins waren Garanten für den Erfolg und eine unvergessliche Zeit.

JR: Was fällt dir spontan ein, wenn ich dich nach dem schönsten Erlebnis beim SV 08 frage?
MS: Phew. Davon gibt es wirklich viele. Sportlich gesehen sicherlich das Double mit Bezirksliga-Aufstieg und Pokalsieg.

JR: Dein schönstes Tor?
Ein Tor aus dem o.g. Spiel gegen den FC Erzingen. Eine lange, maßgeschneiderte Flanke von Norman, aus der Luft gepflückt und aus 30m über den Torwart hinweg direkt verwandelt.

JR: Dein bestes Spiel?
MS: Da fällt mir spontan das Spiel beim FC Wehr aus der fulminanten Rückrunde in der ersten BL-Saison ein. Der FC war der klare Favorit, was sie kurz darauf auch mit dem Aufstieg unter Beweis stellten. Doch uns hatten sie unterschätzt, genauso wie den Skifahrer aus Todtmoos, der hin und wieder auch wusste, wo das Tor steht 😊

JR: Dann hab ich grade noch ein weiteres Foto vorliegen, das ich, wie man unschwer erkennen kann, in Weil aufgenommen habe. Erinnerst du dich an diese Szene?
Wann war`s und wie ging`s aus?
MS: Jetzt musst du mir auf die Sprünge helfen. Der VAR hätte hier wohl 11m gegeben, den wir verwandelt haben und mit einem 1:3 Sieg nach Hause gefahren sind. War es vielleicht das erste Wiedersehen im Derby in der Landesliga-Saison 14/15?

11. Oktober 2014 – SV Weil 1910 -SV 08 Laufenburg 4:1 – Foto Jürgen Rudigier

JR: Nur halb richtig lieber Max. Saison 2014/15 ist richtig aber das Ergebnis lautete 4:1 für die Gastgeber 🙂
MS: ok, das kann man ja schon mal vergessen

JR: Du sagtes du lebst seit 2020 in Kalifornien. Wie unterscheidet sich das Leben in den USA hauptsächlich vom Leben in Deutschland. Und gibt es etwas  typisch Deutsches das du vermisst?
MS: Dadurch, dass in Kalifornien fast täglich die Sonne scheint, findet das Leben zumeist draußen statt. Ich verbringe viel Zeit mit Sport und Reisen. Das Land ist riesig und man kann so viel Verschiedenes erleben. Allerdings fehlt mir das heimische Essen, allen voran ein typisch deutsches Bauernbrot.

JR: Du warst/bist auch ein sehr talentierter Skifahrer und hast, bevor du zum SV 08 gekommen bist, so manches Riesenslalom-Rennen bestritten. In Kalifornien gibt es bekanntlich auch tolle Skigebiete. Stehst du auch dort hin und wieder noch auf den Brettern?
MS: Genau, daran denkt man ja erstmal nicht. Aber nach circa 1.5 Stunden Fahrt kann man bereits auf den Ski stehen. Mein Go-to Place ist jedoch im östlich gelegenen Mammoth Mountain mit 3500 Hm. Dort gab es letzten Winter unglaubliche 14m Schnee, weshalb ich einige Wochenenden dort verbracht habe, und in wenigen Wochen gehts nach Lake Tahoe.

JR: 9000 km von Deutschland entfernt! Verfolgst du von Kaliforniern aus immer mal wieder auch das Geschehen beim SV 08?
MS: Und wie ich das tue! Diese Verbundenheit kennt keine Hürden!

Ich fiebere jede Woche mit euch mit und es würde mich riesig freuen, wenn es sogar schon diese Saison mit dem Aufstieg in die Verbandsliga klappen würde. Das Zeug hat die Mannschaft ganz bestimmt dazu und es wäre die logische Konsequenz für die kontinuierlich herausragende Arbeit des Vereins.

JR: Hast du noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?
MS: Ja, Onur, Norman und Alex Michel sehe bzw. höre ich regelmäßig. Aber auch mit anderen Spielern/ Leute im und rund um den Verein bin noch immer verbunden.

JR: Wann geht`s zurück in deine Wahlheimat und wann sieht man Max Stockkamp mal wieder im Waldstadion?
MS: Anfang Februar fliege ich schon wieder zurück, wahrscheinlich komme ich aber im Sommer schon wieder und dann werde ich auf jeden Fall ins Waldstadion kommen.

JR: Ja dann, danke fürs Interview, weiterhin alles Gute beruflich wie privat und vielleicht schon bis bald mal im Waldstadion!
MS: Auch ich bedanke mich. Hat mich sehr gefreut, dass ihr an mich denkt. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute und viel Freude mit und ohne Ball. Macht weiter so!

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