JFV Sportchef Herbert Scherzinger im Interview über Herausforderungen, Ziele und den „Jahrhundertjahrgang“

Herbert Scherzinger (63) hat sich in unserem Verein seit dem Ende seiner Aktivlaufbahn beim SV 08 Laufenburg und beim FV Lörrach in zahlreichen administrativen Ämtern bewährt.  Vor allem war es die Jugendarbeit, die ihm stets am Herzen lag. Im Jahre 2019 hat ihm der Verein die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Seit vergangenem Jahr engagiert er sich nun im Jugendförderverein Region Laufenburg als Leiter des Spielbetriebs.

JR: Herbert, könntest du uns dein neues Amt bitte mal näher beschreiben. Worin siehst du deine Hauptaufgaben?

HS:   Zunächst beschränkt sich meine Aufgabe als Spielbetriebsleiter auf die A- und B-Jugend. Dabei bin ich für den sportlichen Bereich das Bindeglied zwischen Trainern, Spielern und der Vorstandschaft. Während der Saisonvorbereitung geht es dabei hauptsächlich um die Trainerbesetzung und die Mannschaftsmeldungen. Außerdem um die Frage, ob wir genügend Spieler für zwei Mannschaften pro Altersklasse haben, denn das ist unser Anspruch. Während der Saison kümmere ich mich um die Trainings- und Spielpläne, denn uns stehen alle Plätze der Stammvereine zur Verfügung, und dies erfordert erheblichen organisatorischen Aufwand. Ein weiterer wichtiger Bestandteil besteht in der Zusammenarbeit mit den Stammvereinen. Wenn die Spieler unsere Jugend verlassen, sollen sie ihre fußballerische Laufbahn möglichst in einem der Stammvereine weiterführen.

JR: Wie geht der JFV mit der Corona-Krise um, welche negativen Folgen befürchtest du bzw. wie kann man diesen Folgen am besten begegnen?

HS: Da gibt es natürlich mehrere Herausforderungen, und die mittelfristig wichtigste dabei ist zu verhindern, dass sich Jugendspieler vom Fußball abwenden.  Wir versuchen, die Spieler bei der Stange zu halten, indem die Trainer während des Lockdowns regelmäßig virtuell den Kontakt mit den Spielern pflegen. Das gelingt nicht allen gleich gut. Generell ist hier zu beobachten, dass die Bereitschaft der Spieler in den „Leistungsklassen“ höher ist, sich auch während des Lockdowns fit zu halten. In den Leistungsklassen befürchten wir deshalb nicht, dass sich Spieler vom Fußball abwenden; hier geht es eher darum, die Spieler bei uns zu halten.

JR: Was wünschst du dir von der Politik im Hinblick auf den Amateur- und Jugendfußball?

HS: Ich habe volles Verständnis dafür, dass der Spielbetrieb eingestellt wurde und auch nicht als Erstes wieder hochgefahren wird. Ich hätte mir aber viel mehr Lockerungen gewünscht, damit insbesondere Kinder und Jugendliche mehr Bewegungsfreiheiten hätten, um in Kleingruppen und unter Einhaltung von Hygienevorschriften Sport zu treiben. Über die Spätfolgen dieser Pandemie möchte ich gar nicht nachdenken. Hier wünsche ich mir von der Politik gemeinsam mit den Sportverbänden und Schulen eine Aufklärungskampagne bezüglich der Motivation von Kindern und Jugendlichen, sich sportlich zu betätigen. Auch wir in der Vorstandschaft des JFV haben Kooperationen mit Schulen und Kindergärten nach dem Lockdown im Fokus.    

JR:  Der JFV wurde 2019 gegründet. Was entgegnest du den Kritikern, die behaupten, von der Gründung des JFV profitiere nur der SV 08?

HS: Der Unterbau aller Stammvereine zu sein, ist eine der größten Herausforderungen des JFV. Allen Vereinen dabei gerecht zu werden, bedingt, dass wir in den älteren Altersklassen mit jeweils zwei Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen. Dies erfordert große Anstrengungen, und wir sind uns dieser Aufgabe bewusst. Zum Ende dieser Saison profitiert in der Tat nur der SV 08, und dies, weil wir einen „Jahrhundertjahrgang“ mit vielen Talenten haben. Unsere A2 besteht ausschließlich aus Spielern des jüngeren Jahrgangs. Wir hoffen, dass diese Spieler den Stammvereinen treu bleiben und so alle davon profitieren können. Kritikern möchte ich allerdings auch entgegenhalten, dass Trainer und Betreuer hauptsächlich aus den Reihen des SV 08 kommen. Hier sehen wir im Moment ein Schieflage, und wir wünschen uns eine stärkere Beteiligung der anderen Vereine.

JR: Wie siehst du nach derzeitiger Ausgangslage die Zukunft der Nachwuchsarbeit im JFV. Sind alle Jahrgänge qualitativ und quantitativ ausreichend gut besetzt?

HS: Wir benötigen ab der C-Jugend mindestens 30 Spieler pro Altersklasse. Nach dem letzten Lockdown im Mai 2020 ist es uns trotz großer Anstrengung leider nicht gelungen, eine B2-Mannschaft zu stellen. Diese Lücke können wir Stand heute leider nicht schließen, und wir sind bereits in Kontakt mit anderen Vereinen, um Lösungen zu finden. Hier lauert die Gefahr, dass wir mit nur einer B-Mannschaft noch weitere Spieler verlieren, weil sie nicht zum Zuge kommen. Wir werden alles daransetzen, um diese Lücke zu schließen.

JR: Im Sommer rücken einige Talente auf in den Aktivbereich. In diesem Jahr wird offenbar der SV 08 davon profitieren.  Welche Spieler sind das (vielleicht auch namentlich) und sind darunter auch Talente, denen man den Sprung in die 1. Mannschat zutrauen kann?

HS: Der SV 08 hat eine einmalige Chance genutzt und konnte fast den gesamten Jahrgang für den Aktivbereich verpflichten. Viele hungrige und talentierte Spieler stehen nun den Aktivmannschaften zur Verfügung. Ich möchte keinen Spieler namentlich hervorheben, aber ich werde das gerne mitverfolgen, und ich traue vielen Spielern den Sprung in den Kader der 1. Mannschaft zu.  

JR: Kann der JFV nach dem Abgang dieser Spieler, die A- B und C Junioren auch künftig noch in der Landesliga halten?

HS: Davon gehe ich aus. Wir sind für die ersten Mannschaften gut aufgestellt und haben die Trainerbesetzungen für die kommende Saison größtenteils abgeschlossen. Wir bereiten außerdem Sichtungstrainings für die verschiedenen Jahrgängen vor, um frühzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen.

JR: Dein Wunsch für die neue Saison?

HS: Wieder einmal eine komplette Saison zu spielen und möglichst alle Spieler wieder an Bord zu haben.

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