Kaum ein Spieler des SV 08 Laufenburg sorgte für mehr Schlagzeilen als Gianluca Brogno, der in den Neunzigerjahren nicht nur in Laufenburg auf sich aufmerksam machte. In wenigen Tagen feiert „Cha“ dessen Fußballkarriere in der E-Jugend des SV 08 begann, seinen 52. Geburtstag. Der 1972 in Cosenza/Kalabrien geborene Italiener, war entscheidend am ersten Verbandsliga-Aufstieg der Nullachter im Jahr 1992 beteiligt.
Vor gut 2.500 Zuschauern hatte der SV 08 an Pfingstmontag das entscheidende Spiel gegen den SV Oberkirch mit 2:1 Toren gewonnen.
Spricht man Gianluca Brogno auf dieses Ereignis an gerät er ins Schwärmen: „Wahnsinn! Ich hab die Bilder noch vor mir. In Laufenburg herrschte Ausnahmezustand. So lange Menschenschlangen schon vor dem Spiel habe ich sonst in Laufenburg noch nie zuvor gesehen. Wir saßen noch auf der Terrasse und ich dachte, wie voll wird es hier wohl noch werden, wenn das Spiel beginnt!?
Ich weiß noch, dass Oberkirch zunächst Pech mit einen Pfostenschuss hatte. Aber ich war mir zu 100% sicher, dass wir das Spiel gewinnen würden. Und so kam es dann auch. Im Stadion war eine unglaubliche Stimmung. Ich denke da waren 500 bis 600 Italiener. Die haben Rambazamba gemacht. Ich habe den Ausgleich vorbereitet und der Wolfgang Mücke hat ihn reingemacht. Und dann kam die Szene des Spiels. Langer Ball, der Torwart kommt entgegen, bleibt kurz stehen kam mir dann nochmal ein Stück entgegen. Ich hob den Ball mit dem Kopf über ihn hinweg. Was für ein Glücksgefühl, obwohl der Ball noch nicht mal drin war. Er sprang vor den Linie nochmal auf und dann ins Netz.
Ich bin dann nach rechts abgedreht zu den Italienern und dann …. ach ich kann es gar nicht beschreiben. Ich weiß nicht, ob sich sowas überhaupt nochmals wiederholen kann. Und die Zeitung schrieb: Der König von Laufenburg. Das höre ich heute noch ab und zu wenn ich in Laufenburg Leute treffe. Es war die schönste Fußballzeit in Laufenburg.“
Mit seinen zahlreichen Toren, die er für den SV 08 in der Folge erzielte, machte Gianluca Brogno als damals 20 jähriges Talent dann sehr schnell auch bei einigen Schweizer Proficlubs auf sich aufmerksam.
Zweimal hatte ihn Wolfgang Frank, ehemaliger Profi des VfB Stuttgart und der Eintracht Braunschweig, danach Trainer des FC Winterthur (damals Nationalliga B) und später bei Mainz 05, bei Spielen des SV 08 in Weil und Steinen-Höllstein beobachtet. Die Nullachter gewannen beide Spiele und, wie schon so oft davor, hatte Cha auch unter den Augen von Wolfgang Frank getroffen. Tore, die den ersten Profivertrag nach sich zogen.
Ehrenpräsident Kurt Grieshaber, damals 1. Vorstand des Vereins, erinnert sich heute noch bestens an die Gespräche mit dem FC Winterthur, wo er vor allem Wolfgang Frank als sehr angenehmen Gesprächspartner kennengelernt habe. Darüber hinaus erinnert er sich auch noch daran, dass nicht nur der FC Winterthur an Gianluca interessiert gewesen sei. Anfragen seien seinerzeit auch vom FC St. Gallen und Young Boys Bern eingegangen, die Gianluca zu einem Probetraining eingeladen hätten.
Gianluca hierzu: „Ich hab die Kabine in St. Gallen betreten. Die waren gerade Schweizer Meister geworden und ich hörte einen Spieler, der sagte: Das ist der Brogno, die Nummer 11 aus Laufenburg. Mann war ich aufgeregt, aber auch ziemlich stolz. Heute noch.“
In Winterthur lernte er den aus Schönau stammenden, späteren Bundestrainer Jogi Löw, seinen künftigen Sturmpartner, kennen. Südkurier-Sportredakteur Matthias Scheibengruber hatte Gianluca 1993 zum Saisonauftakt in Winterthur besucht und hierüber einen lesenswerten Artikel geschrieben, den wir hier gerne nochmals veröffentlichten.
Nach seinem Wechsel zum FC Bad Säckingen viele Jahre später, bei dem er gegen Ende seiner Karriere als Spielertrainer tätig war, plauderte Cha mit Matthias Scheibengruber über eine amüsante Begegnung mit Jogi Löw nach dem Training in Winterthur.
Der weitere Weg des Gianluca Brogno führte dann vom FC Winterthur zum FC Aarau und von dort über den FC Baden zu Concordia Basel, mit der er nach 5 Jahren 1. Liga im Jahr 2001 in die Nationalliga B aufstieg. Im Sturm spielte er dort zusammen mit keinem geringeren als Marco Streller, den Concordia vom FC Basel ausgeliehen hatte. Nachdem Streller wieder zum FC Basel zurückgekehrt und dort mit zahlreichen Toren erfolgreich war, weckte er auch das Interesse der Bundesliga, in der er 2006/2007 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister wurde.
„Cha“ war zwischenzeitlich 2003 nochmals für ein Jahr zum SV 08 zurückgekehrt, mit dem er im Sommer 2004 den Klassenerhalt in der Verbandsliga feiern konnte. Gianluca Brogno hatte mit 11 Saisontore und 15 Vorlagen einmal mehr maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg des SV 08. Cha hierzu: „Was für ein finales Spiel in Denzlingen, wo wir mit einem 3:2 alles klar machten! Und was für eine legendäre, unvergessliche Heimfahrt mit dem Bus!“
Cha in einem Verbandsligaspiel gegen den FC 08 Villingen
Klassenerhalt nach 3:2 Auswärtssieg in Denzlingen
(Foto: Florian Amrein und Frank Rudigier)
Danach wurde es etwas ruhiger um den zwischenzeitlich 32 jährigen Fußballer, der dann aber als Spielertrainer des FC 08 Bad Säckingen und den SV Schwörstadt, doch noch einmal für Schlagzeilen sorgte, als es ihm in der Bezirksliga gelungen war, seinen Heimatclub SV 08 zu schlagen.
Und wie lebt Gianluca heute?
Mit seiner Frau Monika und Sohn Luca lebt er nach wie vor in Laufenburg und ist nun bereits seit 25 Jahren bei der Firma Grieshaber beschäftigt. Die Stelle verdankt er unserem heutigen Ehrenpräsidenten Kurt Grieshaber. Cha Brogno über Kurt Grieshaber: „Ein Ehrenmann! Ihm habe ich viel zu verdanken. Er hat mich auch zu den Probetrainings nach St. Gallen und zu YB Bern gefahren. Er hatte immer ein Auge auf mich. Auch heute noch.“
Sohn Luca spielt übrigens in der B-Jugend des SV 08. Er trägt dort, wie könnte es anders sein, das Trikot mit der Nummer 11! Werden wir ihn bald in der 1. Mannschaft des SV08 sehen? „Abwarten“ zeigt sich Gianluca etwas zurückhaltend, „Die B-Jugend tut sich derzeit sehr schwer. Nächstes Jahr spielt er in der A-Jugend dann sehen wir weiter.“
Zum Schluss wollte Cha dann doch noch eine kleine Anekdote loswerden. Als er 2018 den FC Riehen trainiert habe, sei einer seiner Spieler beim Champions League Spiel zwischen dem FC Basel und Manchester City zuständig für die Betreuung der VIPs gewesen.
Als Pep Guardiola, Jogi Löw und einige andere Promis wie der Schweizer Nationaltrainer sich an einem Tisch versammelt hätten, habe sich der Spieler des FC Riehen etwas schüchtern an Jogi Löw gewandt und ihn gefragt, ob er einen Gianluca Brogno kenne. Jogi Löw daraufhin: „Du meinst den Cha Brogno aus Laufenburg? Der mit dem mords Hammer? Klar kenn ich den. Ein riesen Fußballer!“
Das können wir hier beim SV 08 nur bestätigen!